Auf dem Weg zur kommunalen Wärmeplanung

Auf dem Weg zur kommunalen Wärmeplanung

Klimaschutzkommission: Fachbüro legt Abschlussbericht vor und empfiehlt fünf Maßnahmen, die zeitnah begonnen werden sollen

Die Stadt Weinheim hat sich vor eineinhalb Jahren auf den Weg gemacht, in Zusammenarbeit mit dem Fachbüro EEB Enerko und den Stadtwerken eine kommunale Wärmeplanung zu erstellen. Das Ziel ist klar: Bis 2040 will Weinheim klimaneutral werden. Jetzt liegt ein 175-seitiger Bericht des Fachbüros vor, der am Mittwoch 16. Dezember, 19 Uhr, in der Klimaschutzkommission im Rathaus (Schloss) vorberaten wird und eine Woche später vom Gemeinderat beschlossen werden soll. Dabei geht es um die Leitlinien für die Entwicklung der Wärmeversorgung des Stadtgebiets. Von besonderem Interesse für Hauseigentümer dürfte der Ausbau der Fernwärmeversorgung sein.

Wie verbindlich ist der vorliegende Plan?
Zunächst einmal muss man festhalten, dass die Wärmeplanung "eine rechtlich unverbindliche, strategische Fachplanung ist", heißt es dazu in der Sitzungsvorlage für die Klimaschutzkommission. Der Rahmenplan definiert Bereiche, in denen sich eine Fernwärmeversorgung anbietet. Eine adressscharfe Beurteilung sei damit jedoch nicht leistbar. Zudem steht es dem Gebäudeeigentümer im Rahmen der gesetzlichen Regelungen frei, die für sein Gebäude optimale Heizungsanlage zu wählen.

In welchen Bereichen wird ein Ausbau der Fernwärme geprüft?
Zuerst einmal hat man die Erweiterung der bereits bestehenden Femwärmenetze im Blick - rund um die Mannheimer Straße, im Technologiepark, in Lützelsachsen-Ebene und in Rippenweier. Neue Fernwärmeleitungen könnten in der Weststadt und in der Innenstadt entstehen. Allerdings muss im weiteren Verfahren noch geprüft werden, ob der Fernwärmeausbau technisch und wirtschaftlich umsetzbar ist.

Warum kommt der Fernwärme so große Bedeutung zu?
Fernwärme hat den großen Vorteil, "technologieoffen" zu sein. Das heißt: Die Wärme kann auf vielfältige Weise erzeugt und an den technischen Fortschritt angepasst werden.

Was ist mit den übrigen Bereichen?
"Für alle Gebiete, für die nach den vorliegenden Daten ein Fernwärmeanschluss nicht sinnvoll erscheint, werden dezentrale Versorgungstechniken wie Erdwärmepumpen, Luftwärmepumpen und in wenigen Bereichen auch Pelletkessel vorgeschlagen", schreibt dazu die Stadtverwaltung.

Welche Alternativen werden außerdem geprüft?
Eine Option könnten sogenannte Nahwärmeinseln sein. Diese bieten sich für Bereiche an, in denen die Erschließung von Erdwärme über Erdsonden oder andere erneuerbare Energiequellen im näheren Umfeld möglich ist, und wo ein großer Wärmebedarf besteht. Konkret soll dies im Bereich der Dietrich-Bonhoeffer Schule
(DBS) und des Sepp-Herberger-Stadions geprüft werden.

Welche Energiequellen bietenansonsten in Weinheim Potenzial?
Das größte Potenzial böte die "Tiefe Geothermie", also die Nutzung von Erdwärme in Tiefen ab 400 Metern. Allerdings sei deren Erschließung auch mit einem hohen finanziellen Risiko verbunden. Bis 2030 sollte geklärt werden, ob "Tiefe Geothermie" in Weinheim tatsächlich verfügbar ist. Für die Nutzung von "Oberflächennaher Geothermie" wurden zwar technische Potenziale ermittelt. Aber auch dort wären zunächst vertiefende Untersuchungen notwendig.
Geprüft werden soll zudem, ob zum Beispiel die Weschnitz und der Waidsee als Wärmequellen für Wärmepumpen genutzt werden können.

Welche Rolle spielen bei der Wärmeplanung die Steigerung der Gebäudeenergieeffizienz und ein verändertes Nutzerverhalten?
Beides ist Grundvoraussetzung, um die angestrebte Transformation zu schaffen. Dazu müsste die Sanierungsrate für Gebäude von derzeit gut einem Prozent pro Jahr auf bis zu drei Prozent steigen.

Was wir die Wärmewende voraussichtlich kosten?
Das Investitionsvolumen in Weinheim (ohne Industrie) schätzen die Experten auf eine Milliarde Euro. Der größte Posten würde dabei auf die Sanierung von Gebäuden entfallen (706 Millionen Euro). Zweitgrößter Posten wäre der Fernwärmeausbau zusammenhängender Bereiche mit 80 bis 150 Millionen Euro.

Welche Maßnahmen sollen zeitnah begonnen werden?
1. Informationsangebote für Hauseigentümer für die energetische Sanierung von Gebäuden.
2. Erstellung eines Konzepts für den Fernwärmeausbau durch die Stadtwerke.
3. Klärung der Realisierungschance für die "Tiefe Geothermie".
4. Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein Nahwärmenetz an der DBS.
5. Fortlaufende Information und Einbindung der Öffentlichkeit.

Aus Weinheimer Nachrichten (DiesbachMedien), Lokales, Ausgabe 05.12.2023

 

231205_WN-Auf_dem_Weg_zur kommunalen_Waermeplanung.pdf

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